Förderung ohne Monitoring

Geförderte energetische Sanierung im Gebäudesektor –
und keine Überprüfung der Wirksamkeit

„Die tatsächlich erreichten Einsparungen durch Gebäudesanierung der Vergangenheit lassen sich mit den heute eingesetzten Evaluationswerkzeugen auf Bedarfsbasis kaum beurteilen. Eine dafür notwendige Datenbasis – im Sinne real erfasster Verbrauchsdaten vor und nach Sanierung – ist nicht gegeben. Es können daher nur Näherungsabschätzungen erfolgen. Dies gilt auch für die Bauvorhaben, welche aus Bundesfördermitteln bezuschusst wurden (BAFA, KfW).

Das Monitoring der KfW-Förderprogramme wird seit etlichen Jahren vom Institut Wohnen und Umwelt IWU sowie dem Fraunhofer IFAM in Bremen durchgeführt. Die Berichte werden dabei jährlich fortgeschrieben (z. B. [15]). Es wird u. a. beschrieben, wie geförderte Dämmdicken im Verlauf der Zeit zunehmen, welche Hauptwärmeerzeuger hauptsächlich eingesetzt werden und welche Zusatztechnologien (Solarthermie, Photovoltaik usw.) im Verlauf der Zeit und in den verschiedenen Sanierungsstandards Verwendung finden. Über die Fördersummen lassen sich ausgelöste Bauvolumina bestimmen und Beschäftigungseffekte berechnen. Alle diese Daten sind objektiv nachvollziehbar. Kritisch einzuschätzen sind die daraus bestimmten Endenergieeinsparungen, Primärenergieeinsparungen und Emissionsminderungen. Es erfolgt bei der Datenerhebung keine Abfrage des Verbrauchs vor und nach der Sanierung. Somit werden alle Einsparungen zwangsläufig rechnerisch bestimmt. Die errechneten Einsparungen werden somit nach kritischer Selbsteinschätzung der o.g. Verfasser tendenziell überschätzt [15].

Ein Gesamtmonitoring des „Marktanreizprogrammes“ (MAP) liegt beispielsweise mit dem Monitoringbericht von Zech et al. aus dem Jahr 2018 vor [16]. Letztlich ist die Problemlage identisch zu der Studie des IWU. Eine sehr gute Datenbasis ist gegeben hinsichtlich der Förderfälle sowie der theoretischen Effizienzen der geförderten Produkte. Eine Hochrechnung auf die realen Endenergieeinsparungen oder nutzbar gemachten regenerativen Energien kann aber nicht erfolgen, weil reale Messwerte fehlen. Daher werden im Bericht u. a. Jahresarbeitszahlen der Wärmepumpen theoretisch berechnet und damit auch theoretisch die nutzbar gemachte Umweltwärme ermittelt sowie Kollektorkreiserträge der Solarthermie abgeschätzt.

Es liegt nicht an den Verfassern der zitierten Studien, dass die Einsparungen, Regenerativerträge und Effizienzen nur rechnerisch wiedergegeben werden, sondern an der Struktur der Förderung selbst. Enthielte sie ein verpflichtendes Monitoring, wäre die Transparenz gegeben.

Vollzitat, Quelle:
(3) Einschätzung der Sanierungsaktivitäten der vergangenen 10 Jahre im „Gebäudesektor“ und ein Appell zur Verbesserung der Datenlage sowie der Nutzeraufklärung, S. 11
In: Gutachten: Energetische Gebäudesanierung
Energiespareffekte und Kosten-Nutzen-Relationen der energetischen Gebäudesanierung
Projektfinanzierung: Deutscher Bundestag; Geschäftszeichen: ZR5-1133-2020-008-15-PA18
Prof. Dr.-Ing. Kati Jagnow
Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff
Braunschweig, 07.11.2020

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