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Dämmstoff-Propaganda (B)

Einen Coup in Sachen Verbrauchertäuschung im Rahmen ungehemmter Dämmstoff -Propaganda für die Energiespar-Wunder WDVS hat ein Unternehmen aus Münster (s.u.) gelandet, das auf seiner Internetseite dumm daemm-info.de Dinge zum Besten gibt, dass sich die dicksten Dämmstoffplatten biegen. Dabei handelt es sich leider nur um ein Beispiel von vielen, zumal der umtriebige Fachverband WDVS nicht müde wird, Hohelieder auf die WDVS anzustimmen. Geld genug ist ja da für Dämmstoffpropaganda.

Wunderbare WDVS

„Wärmedämm-Verbundsysteme bringen eine deutliche Heizenergieeinsparung von bis zu 50 %.

Aber ein WDVS kann noch viel mehr. Die Außendämmung schützt Ihr Haus vor Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit und Frost.

Eine gute Wärmedämmung sorgt dafür, dass die Wärme nicht länger nach draußen entweicht, sondern da bleibt, wo sie gebraucht wird.“

[heizkosten_sparen.html]

Bei solchen unglaublichen Versprechen ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Es ist natürlich sehr verlockend, 50% der jährlichen Heizkosten einzusparen. Die Frage ist aber, ob dies in der Praxis auch eintritt – ausrechnen kann man viel, besonders nach EnEV und DIN 4108.  „Energie-Einsparen durch nachträgliche Außendämmung bei monolithischen Außenwänden? In der Praxis kommt wenig heraus!“ lautet ein Artikel von Architekt und öbvSV Jens P. Fehrenberg, erschienen in vbn-info Sonderheft WärmeEnergie 2003. Das Ergebnis umfangreicher Auswertungen iste rnücjternd:  die Einsparungen bewegen sich demnach „insgesamt unterhalb von 10 %, nämlich zwischen 3 und 7 %. Dabei konnten wir nicht feststellen, dass die Dicke des Dämmstoffes von mehr als 8 cm auch mehr Ersparnis bringt.“ Eine Übersicht zu realistischen Einsparpotenzialen eines WDVS weist einen Bereich aus, der meist bei 25% endet.

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Warum es sich für Sie lohnt

Ob Sie eine Fassade neu errichten, umgestalten oder renovieren wollen: Die Investition in ein effizientes Wärmedämm-Verbundsystem macht sich für Sie schnell bezahlt.
Sie sparen deutlich Heizenergie ein.
Die Kosten, insbesondere die Mehrkosten gegenüber einer ohnehin fälligen Sanierung, amortisieren sich schnell durch die eingesparte Energie und die stetig steigenden Energiepreise.“
[warum_es_sich_lohnt.html]

Zum Vergleich ein Auszug aus der
IVD Checkliste zur EnEV 2007
Kostenansätze als Richtgrößen in € (überschlägig)

Wärmedämmverbundsystem
(ca. 10 cm Dämmstärke)
Kunstharzputz: ca. 100 €/m²
Mineralischer Putz: ca. 110 €/m²

Austausch der Fenster (Isolierglas)
Kunststoff: ca. 450 €/m²
Holz: ca. 600 €/m²
Aluminium: ca. 600 €/m²
Dachflächenfenster.: ca. 1.000 €/St.

Informationen zu Herstellungskosten von WDVS  finden Sie in der Datenbank zu Baukosten und Baupreisen bei dimagb.de. Weiterhin verbietet es sich, die Sanierungskosten außer Acht zu lassen, nur so lässt sich die Wirtschaftlichkeit beurteilen. Sie können sich aber auch für das Motto „Dabeisein ist alles“ bei der Dämmolympiade entschließen. Dass es sich oft nicht und nur in seltenen Fällen für Sie lohnt, belegen zahlreiche Beispiele:

Einer der Klassiker schlechthin ist „Verdämmt in alle Ewigkeit„.
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WDVS: mehr einsparen als verbrauchen

„Wussten Sie, dass:

eine fachgerecht ausgeführte Fassadendämmung nachweislich [Baufüsick: nachgewiesen ist das nicht, die Behauptung wird lediglich gebetsmühlenartig wiederholt] der effektivste Weg ist, um den Heizenergieverbrauch eines bestehenden Gebäudes nachhaltig zu reduzieren?
Wände und Dach die größten Wärmeverluste verursachen?
Durchschnittliche Wärmeverluste an einem Einfamilienhaus

(Bild:) Wand ca. 35%

[waermedaemmsysteme.html]

„Zum Vergleich: Wärmedämm-Verbundsysteme bringen eine deutliche Heizenergieeinsparung von bis zu 50 %.“

[heizkosten_sparen.html]

Merke: über die Außenwand gehen (angeblich) bis zu 35% der Heizwärme verloren – dennoch sind Einsparungen an Heizenergie bis zu 50% möglich.Mit einem WDVS gelingt die Quadratur des Kreises, Sie haben praktisch das Perpetuum Mobile an der Fassade. Mehr einsparen als verbrauchen – was will der Hauseigentümer mehr? 60, 80, 100% Energieeinsparung – wer bietet mehr? Willkommen im Wunderland der unbegrenzten Energiesparmöglichkeiten.

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Untergrundvorbereitung: plumpe Lügen

Keine Untergrundvorbereitung für WDVS?

Vergleich Nur-Putz-Sanierung und Sanierung mit WDV-System

Maßnahme: Abschlagen von schadhaften Putzflächen und Entsorgung von Bauschutt
Fassadensanierung: notwendig
Fassadensanierung und WDVS: nicht notwendig

Maßnahme: Untergrundvorbereitung
Fassadensanierung: notwendig
Fassadensanierung und WDVS: nicht oder nur in geringem Umfang notwendig

[fassadendaemmung.html]

An diesem Beispiel erkennen Sie, für wie dumm Sie gehalten werden. Das glaubt doch kein Mensch, dass  beim Anbringen eines WDVS das Abschlagen von schadhaften Putzflächen und Entsorgung von Bauschutt „nicht notwendig“ und eine Untergrundvorbereitung „nicht oder nur in geringem Umfang notwendig“ sei. Das glauben übrigens die Anbieter von WDSV selbst nicht, was sie da den Leuten weiszumachen versuchen. Im Leistungsverzeichnis wird diesbezüglich eine 180° Wende vollzogen:

Untergrund

„Sind sichtbare Mängel am Untergrund oder an den Vorleistungen zu erkennen oder Schäden an der fertigen Leistung zu befürchten, ist der Auftragnehmer gemäß VOB, Teil B, DIN 1961, §4 verpflichtet, schriftlich darauf hinzuweisen.“

Auszüge aus einer LV Textvorlage:

01.01.01
Flächen auf Tragfähigkeit und Ebenheit prüfen (begrenzte Untergrundunebenheiten können mit der Kleberschicht ausgeglichen werden).

1.1.16
Nicht tragfähigen Putz, Hohlstellen, minderfeste Schichten u. Ä. bis auf den tragfähigen Untergrund entfernen. Flächen entstauben. Anteil zur Gesamtfläche < 20 %. Dicke der zu entfernenden Schicht: ca. ………. mm

1.1.20
Ausgleichsputz bei größeren Untergrundunebenheiten mit Putzmörtel nach DIN EN 998-1, >/= 2,5 N/mm², fachgerecht aufbringen. Putzdicke im Mittel: ………. mm

1.5.1 u.a.
Die Verklebung der WDVS Steinlamellen-Dämmplatten erfolgt auf klebegeeignet hergestelltem Untergrund

Hinweis:

Um eine hohe Widerstandsfähigkeit der Beschichtung gegenüber Algen und Pilzen zu erhalten, wird nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik empfohlen, bei Bedarf Putze und Anstrichstoffe mit Filmschutz einzusetzen. Damit kann eine zeitliche Verzögerung eines Algen- und Pilzbefalls erzielt werden. Verlangt der Auftraggeber eine Ausführung ohne Filmschutz, sollte dieses ausdrücklich vereinbart werden.

Quelle:
Brillux Leistungsbeschreibungen
Bereich: WDV-System Qju – EPS nur verklebt

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Verantwortlich für die ausgesendeten wertvollen Informationen
auf der zitierten Internetseite daemm-info.de ist die

Brillux GmbH & Co. KG
Weseler Straße 401
48163 Münster

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Zum Geleit

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht über Schäden an WDVS oder zu Entsorgung, Nachhaltigkeit, Sondermüll? Kann es sein, dass das Problem des Recycling nach 50 Jahren immer noch ungelöst ist?

Bei allem Für und Wider: was meinen Sie, worum es wirklich geht? Also, denken Sie über die Problematik gut nach. Manchmal wollen bestimmte Kreise ja wirklich nur Ihr Bestes. Dabei muss guter Rat nicht teuer sein:

Finden Sie heraus, wer Kompetenz in WDVS hat.

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Dämmstoff-Propaganda (C)

  1. Dämmofuzius
    07.08.2011 um 15:07

    Es gibt auch Negativ-Propaganda

    Die Probleme:
    • Der hohe Preis im Vergleich zu den konventionellen Dämmstoffen
    • Stoffkennwerte müssen zukünftig in den Standardtabellenwerken der Planer enthalten sein
    • Bestehende Vorbehalte bzw. Vorurteile gegenüber den DNR
    • Hürden im Zulassungsverfahren
    • Negative „Propaganda“

    in:
    Symposium „Nachwachsende Rohstoffe –
    Welche Märkte haben Zukunft“
    Forum II: Bauen und Wohnen
    Markus Hemp, KNR Münster
    24. Mai 2007

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  2. Kräsch Täst Dämmi
    07.08.2011 um 15:01

    Wärmedämmung – Lug und Trug
    KRIMI DER BAUINDUSTRIE Unsere Baukrise ist eine gesellschafftliche Krise (aufgeschrieben im Januar 2005)
    Wärmeschutz und Energieeinsparung kontrovers

    Klaus Aggen, Dipl.-Ing. (FH + TU)
    Freier Architekt, Baubiologe, Zimmerer, Oberstudienrat a.D. für Roh- und Holzbau
    76359 Marxzell-Burbach

    http://www.klaus-aggen.de/theme_3.html

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  3. Morgen-Dämm-erung
    07.08.2011 um 14:56

    Das Dämmstoff-Paradoxon
    von Thomas Göhler,

    Klicke, um auf Goehler-Das-Daemmstoff-Paradoxon.pdf zuzugreifen

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  4. Dämmerjan
    07.08.2011 um 14:45

    Dämmstoff-Propaganda – Ungemach naht

    „Die ganze Welt wurde sehr schnell „ökologisch“ – aber die Kunden sind nicht dumm und sie können im Allgemeinen zwischen Marketing-Propaganda und echten Anstrengungen unterscheiden.“

    G.-T. Locher, Pavatex
    Präsentation für Cleantech Freiburg
    Freiburg, 24.02.2011

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  1. 12.09.2011 um 19:19
  2. 26.08.2011 um 17:33
  3. 17.08.2011 um 20:55

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